Der Ausbruch des Corona Virus verstärkt Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien und Palästina

Sowohl Kolumbien als Palästina befinden sich seit mehreren Wochen in kompletter Isolation aufgrund des Ausbruchs des Corona Virus. Nun zeigen erste Berichte von Menschenrechtsakteuren ein beunruhigendes Bild in Bezug auf die Auswirkungen der Corona Krise auf die Menschenrechtslage in den beiden Ländern:

Kolumbien

In Kolumbien bedeuten die Ausgangssperren ein erhöhtes Risiko für Menschenrechtsakteure. Da diese durch die Quarantäneverordnungen ständig Zuhause sein müssen, werden sie zu leichten Zielen für bewaffnete Gruppen, welche Menschenrechtsakteure systematisch verfolgen. Allein am 19. März wurden 3 prominente Menschenrechtler in Kolumbien ermordet und während die Aufmerksamkeit der Medien auf der Ausbreitung des COVID-19 Virus lag, blieben diese Morde praktisch unbeachtet. Es zeigt sich, dass der durch die Pandemie verursachte Gesundheitsnotstand nicht nur die Ermordung von Menschenrechtsakteuren unsichtbar macht, sondern Angriffe auf diese sogar erleichtert.

Palästina

Durch die rasche Ausrufung des Notstandes und die damit eingehenden Isolationsmassnahmen konnte die Palästinensische Behörde die Ausbreitung des Corona Virus glücklicherweise stark einschränken. Gleichzeitig droht aber eine Gesundheitskrise in israelischen Gefängnissen, in welchen momentan um die 5‘000 Palästinenserinnen und Palästinenser inhaftiert sind. Es gibt bereits Berichte von mehreren infizierten Häftlingen, doch es wurden keinerlei Hygiene- oder Gesundheitsmassnahmen zum Schutz der Häftlinge unternommen.
Seit dem Ausruf des Notstandes kehrten hunderte von palästinensischen Arbeiterinnen und Arbeiter von Israel in ihre Häuser im Gazastreifen zurück. Viele von ihnen dürften sich in Israel mit dem Virus angesteckt haben. Aufgrund fehlender Test Kits wurden bisher aber weniger als 100 Personen auf das Virus getestet. Das Gesundheitssystem im Gazastreifen stand bereits vor Ausbruch des Corona Virus am Rande des Kollapses, dies aufgrund der 13-jährigen Abriegelung des Gazastreifens durch Israel und Ägypten. Einen Ausbruch des Corona Virus würde sich für die Bevölkerung des Gazastreifens als fatal erweisen.
Am 26. März konfiszierte die israelische Zivilverwaltung ein palästinensisches Feldspital im nördlichen Jordantal wegen fehlender Baubewilligung. Das Feldspital bestand aus mehreren Zelten, welche für die Behandlung und Unterbringung von infizierten Personen aufgebaut wurden.
Leider hat sich die Hoffnung nicht bestätigt, dass diese Pandemie zu einer verstärkten Kooperation zwischen israelischen und palästinensischen Behörden führt. Die fehlende Kooperation zwischen den beiden Parteien verschärft die Gesundheitskrise nur unnötig weiter und stellt einen Verstoss gegen das Menschenrecht dar, nämlich: „Das Recht auf den Genuss des höchsten erreichbarer Standard der körperlichen und geistigen Gesundheit“.

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