Frauen, Frieden und Sicherheit

Während in vielen Ländern Westeuropas noch über Frauenquoten diskutiert wird, gilt im Südsudan seit 2011 eine 25% Frauenquote für alle Regierungsebenen. Dennoch sind viele Frauen in dem noch jungen Staat täglicher Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt und eine Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht.

Im Gegenteil: Durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Ausgangssperren, erfahren Frauen wieder vermehrt häusliche Gewalt und leiden unter der fehlenden sozialen und finanziellen Absicherung. Zudem gerät der Friedensprozess im Südsudan immer mehr ins Stocken und gewaltsame Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen nehmen zu. «Zwei Schritte vorwärts, einer zurück», so bezeichnete eine der teilnehmenden Personen den momentanen Zustand des Landes. Gerade in solchen Zeiten sei es essentiell, dass auch die Stimme der weiblichen Bevölkerung gehört wird und diese aktiv den Frieden und die Sicherheit im Land mitgestalten können.

Um mögliche Antworten und Lösungsansätze auf diese und weitere Herausforderungen zu finden, haben sich Mitglieder des YWCA Südsudan, nationaler und internationale NGOs sowie Mitarbeitende von Regierungsorganisationen zu einer Webkonferenz unter dem Thema «Women, peace and security» während zwei Tagen ausgetauscht.

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Während zwei Tagen diskutierten rund 30 Teilnehmende von YWCA Südsudan sowie nationaler und internationaler NGOs über die Themen «Women, Peace and Security»

Dabei zeigte sich, dass die Frauenquote auf Regierungsebene zwar formal eingehalten wird, dennoch aber Frauen vom Gesetzesprozess grösstenteils ausgeschlossen sind. Oftmals besetzen sie lediglich Stellvertretungen oder unbedeutende Ministerien. Auch die Tatsache, dass junge Frauen unter 50 Jahren nicht vertreten sind wurde als problematisch erachtet. Durch den mangelnden Nachwuchs entstehe in einigen Jahren eine grosse Lücke, welche kaum aufzufüllen sei. Als mögliche Ursachen für den fehlenden Nachwuchs an Politikerinnen sah man unter anderem die fehlende Bildung, der Machterhalt der bisherigen Politikerinnen sowie das soziale Umfeld. Gerade letzteres entmutigt selbst gut ausgebildete Frauen, sich im Gesetzgebungsprozess zu engagieren und so weiter zur Sicherheit und Frieden im Land beizutragen. So würden junge Frauen, welche sich für politische Ämter interessieren, oftmals belächelt und ihnen mangelnde Erfahrung attestiert. Die Ansicht, dass Frauen erst einmal eine Familie zu gründen haben, ist weit verbreitet. Selbst bei erfolgreicher Kandidatur, heisst es dann nicht selten, dass der politische Erfolg nur durch einen männlichen Bekannten im Umfeld der Frau zustande kam.

Während des offenen Austauschs wurden mögliche Ansätze skizziert, um dieser Herausforderung der fehlenden Frauen in der Politik zu begegnen. So will der YWCA Südsudan zusammen mit Partnerorganisationen zum einen Plattformen bieten, damit Frauen in sicherem Rahmen die Möglichkeit haben, auch politische Ansichten zu äussern. Zum anderen sollen durch diverse Aktivitäten auch Männer als Supporter für die politischen Rechte der Frauen gewonnen werden. Ziel muss es sein diese Rechte nicht nur formal zu gewähren, sondern ihnen auch den gleichberechtigten Anspruch einzuräumen.

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